Abitur 2015 – 150 Jahre MEG

„Das ist jetzt der wohl größte Umbruch in unserem bisherigen Leben. Nun heißt es: Willkommen in der Freiheit! Endlich Träume leben, eigene Ziele verfolgen! Eine tolle Vorstellung, aber es schwingt auch die Sorge mit, dass die Pläne fehlschlagen.“ So sehen es Friederike Macher und Sebastian Reichenberger, die sich stellvertretend für die Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs am 12.06. von Ihrer Schulzeit am MEG verabschiedeten. 134 Schülerinnen und Schülern wurden bei der stimmungsvollen Feier im Lop-Lop-Garten die Abiturzeugnisse übergeben.

Unter den anwesenden Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrerinnen und Lehrern fanden sich auch einige Ehrengäste. Anwesend waren Ehemalige, die vor 50 und 60 Jahren ihr Abitur an unserer Schule erworben hatten. Seit nunmehr 113 Jahren wird am Max-Ernst-Gymnasium das Abitur vergeben. Die Anwesenheit der Ehemaligen sei ein Zeichen der Verbundenheit mit der Schule, über das die Schulgemeinde sich im Jubiläumsjahr besonders freue, bemerkte der Schulleiter in seiner Eröffnungsrede.

Ebenso dabei war der erste Bürgermeister der Stadt Brühl, Dieter Freytag, der eine schwere Aufgabe zu erfüllen hatte. Schließlich habe er nicht nur selbst vor 42 Jahren an unserer Schule sein Abitur gemacht, heute sei auch sein Sohn unter den Abiturienten, und dieser habe seinem Vater die Anweisung gegeben, sich doch bitte kurz zu fassen und nichts Peinliches zu sagen. Bezug nehmend auf die von der Schülerin Naina ausgelöste Twitter-Bildungsdebatte beruhigte Freytag die Abiturienten: „Sie werden sich bei Miete, Steuererklärung und vielen weiteren Herausforderungen schon zu helfen wissen. Denn mit dem Abitur haben Sie zahlreiche Kompetenzen erworben, die Ihnen die Lösung von Problemen und die Erschließung neuen Wissens erleichtern. Bleiben Sie offen für Neues, engagieren Sie sich in Gesellschaft und Politik.“ Und mit Bezug auf das diesjährige Motto „Winnetou und Abihatschi“ bemerkte der Bürgermeister, jeder Indianer habe ein Totemtier. Für die diesjährige Abiturientia käme nur der Lop-Lop infrage. „Möge er Ihr lebensbegleitender Kraftspender sein, ein schräger Vogel, persönliche Starke verkörpernd.“

Herr Phiesel sprach in seiner Rede noch einmal die Ehemaligen an. Vieles sei damals anders gewesen: 1965 hätten 21 Abiturienten ihr Reifezeugnis erhalten, heute seien es 134. Die Abiturfächer standen vor 50 Jahren vom ersten Schultag an fest, heute gebe es durch Schwerpunkt- und Leistungskurswahlen viel mehr Möglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler, individuelle Begabungen und Interessen einzubringen und zu verwirklichen. Aber auch die traditionellen Fächer kämen an unserer Schule nicht zu kurz. Das Abitur stehe heute zwar in der Kritik; die Qualität der Hochschulreife werde oft angezweifelt. Herr Phiesel teile diese Auffassung aber nicht. Insgesamt sei das Abitur nach wie vor der beste und genaueste Indikator mit hoher Aussagekraft. Je besser die Abiturnote, desto geringer sei die Wahrscheinlichkeit, dass ein Studium abgebrochen werde. Fleiß, Ausdauer, Leistungsbereitschaft und Ausdrucksfähigkeit: All dies seien Fähigkeiten, die für die Erlangung der Hochschulreife auch heute noch sehr bedeutsam seien. Und die diesjährigen Noten belegten diese Fähigkeiten bei zahlreichen Schülerinnen und Schülern in besonderem Maße: 30% der Absolventen hätten einen Einser-Durchschnitt in der Abiturnote, der beste von Annika Hennes erreicht den Wert von 1,1.

Stefanie Krah und Andreas Rohde, Leiter der Stufe der Q2, sorgten in ihrer Ansprache für viele lustige Momente, etwa als sie von einem mysteriösen Vorfall im nächtlichen Hafen von Sorrent im Rahmen der Abiturfahrt berichteten. Auch sie bezogen sich auf die neu gewonnene Freiheit und das Indianer- Motto des Jahrgangs: „Wenn man im Bilde bleiben will, dann nimmt der Pfeil vom Bogen seine Richtung, seine Kraft, seine Reichweite mit, wenn er auch frei fliegt. Wir hoffen, dass das MEG euch ein Stück Richtung und vernunftgemäße Orientierung mitgeben konnte. Unser Schulprogramm, nennt in der Tradition der Aufklärung wertbewusste Toleranz, konstruktive Kritikfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und mitmenschliches Engagement. Die Kraft und Reichweite gibt euch hoffentlich die Erfahrung des gemeinsamen Arbeitens und Lebens in den Jahren eurer Schulzeit am MEG und – natürlich – der Rückhalt eurer Familien und Freunde."

Die Eltern schenkten ihren Kindern einen indianischen Traumfänger. Dieser möge ihre Träume einfangen, sodass sie in Erfüllung gehen könnten. Passend dazu sangen die Eltern eine herrlich ironische Version des Songs „Dream a Little Dream of Me“ von „The Mamas and the Papas“.

Den Abiturientinnen und Abiturienten dürfte der Tag noch lange in Erinnerung bleiben: Stolz und Freude über die erworbene Hochschulreife waren ebenso spürbar wie Traurigkeit – schließlich endet eine acht Jahre lange Zeit an der Schule, die, wie aus zahlreichen Reden herauszuhören war, nicht nur schwierig, sondern für viele auch sehr schön war.