Kurzfassung (Präambel)

Das Max-Ernst-Gymnasium (MEG) ist das Gymnasium der Stadt Brühl. Es ist offen für SchülerInnen (Die Schulkonferenz hat sich für die grundlegende Schreibung mit Binnen-I entschieden. Eine völlig konsequente Umsetzung ist auch aus Gründen der Lesbarkeit nicht durchgeführt.) aus Brühl und den Nachbargemeinden. Darüber hinaus versteht es sich nach Maßgabe der rechtlichen, räumlichen und personellen Möglichkeiten als Angebot für all jene, denen Charakter, Profil und Ziele der Schule zusagen.
Das Max-Ernst-Gymnasium der Stadt Brühl ist eine Schule mit langer Tradition, die sich künftigen Herausforderungen stellt. Gegründet im Jahre 1865, mit eigenem Abitur seit 1902, zunächst als altsprachliches Gymnasium für Jungen, präsentiert es sich heute als Gymnasium für Jungen und Mädchen mit einem breit gefächerten Bildungsangebot. Wir verstehen gymnasiale Bildung als Weg und Aufgabe einer umfassenden Befähigung zu eigenständigem, verantwortlichem und reflektiertem Leben in einer Welt divergierender und sich rasch wandelnder Anforderungen.
Ziel des Max-Ernst-Gymnasiums der Stadt Brühl ist es, die der Schule anvertrauten SchülerInnen in ganzheitlichem Unterrichten und Erziehen zu selbstständigen, kenntnisreichen und verantwortungsbewussten Menschen zu bilden.


Ganzheitlichkeit meint dabei einmal umfassende Förderung der SchülerInnen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, insbesondere in intellektueller, sozialer, musischer und sportlicher Hinsicht. Der programmatische Namen des Gymnasiums verpflichtet dabei zu einer besonderen Schwerpunktsetzung im künstlerisch-musisch-literarischen Bereich. Die Schule setzt zudem weitere Schwerpunkte möglicher Schullaufbahnen im sprachlichen ebenso wie im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Sie ermöglicht dadurch verlässliche eigene Schwerpunktsetzungen und eröffnet in individueller Differenzierung gesicherte Wege zur Allgemeinen Hochschulreife.
In einem zweiten Sinne von Ganzheitlichkeit ist das Max-Ernst-Gymnasium eine weltanschaulich neutrale und offene Schule, die verschiedene gesellschaftliche Einflüsse aufgreift und Menschen verschiedener kultureller Herkunft und Religion in der Tradition der Aufklärung zusammenführt – in klarer Absage an rassistische, extremistische und faschistische Strömungen. Ihr integrierendes Ziel ist die Förderung von wertbewusster Toleranz, konstruktiver Kritikfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Engagement aller Beteiligten im Rahmen des gymnasialen Bildungs- und Erziehungsauftrages. Dazu gehört auch die gemeinsame Formulierung und Einhaltung klarer Umgangsregeln. Sie finden ihren Ausdruck z.B. in gemeinsam verantworteten Regelungen zur Haus- und Mensaordnung, zum Umgang mit Kommunikations- und Lernmitteln, zur Lernorganisation und zur Ausgestaltung des Lernprozesses.
Ganzheitlichkeit bedeutet drittens, dass alle Beteiligten – LehrerInnen, SchülerInnen und ihre Eltern – vertrauensvoll und engagiert zusammenarbeiten. Diese Kultur der Zusammenarbeit, der Partizipation und Transparenz findet ihren Ausdruck in der Kooperation in den offiziellen Mitwirkungsgremien und darüber hinaus in der Weiterentwicklung von Mitsprache- und Mitwirkungsmöglichkeiten, in informellen Gesprächsrunden der Gruppen untereinander sowie dem Engagement des Gymnasiums in städtischen Gremien und Initiativen: Partizipation ist eines der herausragenden Merkmale des Max-Ernst-Gymnasiums der Stadt Brühl.
Der Anspruch auf individuelle Förderung und Teilhabe am Bildungsangebot des Gymnasiums setzt Befähigung und Leistungsbereitschaft aller Beteiligten voraus. Vorgaben wie Unterrichtsinhalte und ihre methodische Umsetzung, Schüler-Lehrer-Relation und Maßnahmen der zentralen Leistungsüberprüfung, Stellen- und Mittelzuweisung bestimmen die erfahrbare Bildungs- und Erziehungsarbeit der Schule maßgeblich mit. Das Max-Ernst-Gymnasium der Stadt Brühl ist bestrebt, mögliche Widersprüche und Konflikte durch sorgfältige Planung, erweiterte Mitsprache und geeignete Maßnahmen der Evaluation frühzeitig zu erkennen. Dazu gehören gegenseitige und rechtzeitige Information, konstruktive Atmosphäre und Wertschätzung ebenso wie vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Träger der Schule und den anderen Schulen in der Umgebung.
Schulische Bildungs- und Erziehungsarbeit lebt nicht nur vom Geist ihrer programmatischen Ausrichtung und dem Text konkreter Bestimmungen, sondern mehr noch von den Menschen, die in ihren Begegnungen diese Vorstellungen Wirklichkeit werden lassen und lebendig machen. Sich wohl fühlen und angenommen wissen, seine Fähigkeiten einbringen können und mit seinen Schwächen nicht allein gelassen werden, Unterstützung finden und bei Konflikten Respekt und Wertschätzung wahren: Das sind zentrale Bedingungen für gelingende schulische Arbeit, die das Max-Ernst-Gymnasium in den Mittelpunkt seiner Bemühungen stellt. Dazu gehören inhaltliche und organisatorische Strukturen wie Mobbingprävention, Schulsozialarbeit und Professionalisierung, etwa durch Zusammenarbeit mit dem schulpsychologischen Dienst. Dazu gehört gleichrangig eine entwickelte Feedback-Kultur, die gegenseitig konstruktive Kritik ermöglicht, fördert und in die weitere Entwicklung einbezieht.
Schulische Arbeit vollzieht sich nicht zuletzt in einer konkreten Schule. Sie ist nicht lediglich ein Bau, sondern in ihrer Form und Funktionalität Ort der täglichen Arbeit. Sie bestimmt das Gelingen unserer gemeinsamen Anstrengungen mit. Die Stadt Brühl hat wiederholt große Anstrengungen unternommen, ihr Gymnasium zu errichten und angemessen auszustatten. Die Schulgemeinschaft schätzt diese Anstrengungen als Ausdruck besonderer Verpflichtung der Stadt Brühl auch für künftige Entwicklungen und achtet auf den pfleglichen Umgang mit ihrem ausgezeichneten Schulgebäude.
Die Bildungs- und Erziehungsarbeit der Schule ist eingebettet in vielfältige soziale, ökonomische, politische, psychische und anthropologische Zusammenhänge. Sie verwirklicht sich nicht schon durch programmatische Setzungen, sondern erst dort, wo alle Beteiligten sich nach ihren Kräften und Möglichkeiten mit dem Ziel zusammenfinden, Lehren und Lernen als gemeinsamen Prozess zu gestalten und in lebendiger Veränderung zu erhalten. Dazu gehört auch das schulische Engagement in gesellschaftlichen Gruppen, der Austausch mit Schulen in anderen Ländern, die aktive Auseinandersetzung mit Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung und ökologischer Verantwortung. Ausdruck dieser Öffnung der Schule sind etwa die unterschiedlichen Lernpartner und außerschulischen Kooperationspartner, die mit ihrem Wissen und ihren Ressourcen die Arbeit der Schule bereichern und vertiefen und umgekehrt an der Entwicklung der Schule und ihren Möglichkeiten teilhaben.
Diesen von der Schule gemeinschaftlich beschrittenen, ständig überprüften und weiterentwickelten Weg beschreibt das vorliegende Schulprogramm des Max-Ernst-Gymnasiums der Stadt
Brühl.

 Zielsetzung und Schwerpunkte schulischer Arbeit

Schulisches Handeln ist ausgerichtet auf immer neu zu interpretierende Ziele, die mit unterschiedlich bewerteten Methoden in höchst komplexen Situationen erreicht werden sollen.


Gelingen kann dies nur in einem dialogischen Führungsstil.

„Das erzieherische Verhältnis ist ein rein dialogisches und kann sich nur in einer bestimmten Kontrapunktik von Hingabe und Zurückhaltung, Vertrautheit und Distanz vollziehen.“ (Martin Buber)

Das MEG will deshalb – in Orientierung an der staatlich vorgegebene Grundrichtung – eine Schule sein, für die wichtig sind:

- die Suche nach Wahrheit / Erkenntnis und die Übernahme sozialer Verantwortung,

- ein breites Allgemeinwissen und individuelle Schwerpunktsetzungen,

- ein streng methodisches Arbeiten und das freie Spiel der Phantasie,

- fachliche Kompetenz und das Knüpfen fächerverbindender Netzwerke,

- fester Standpunkt und die Fähigkeit, sich in Frage zu stellen,

- Frustrationstoleranz und Zivilcouragesowie Konfliktbereitschaft,

- Toleranz und Unnachsichtigkeit gegenüber Intoleranz und Gewalt,

- die Stärkung der Persönlichkeit und Empathie und Kooperationsfähigkeit.


Die besonderen Schwerpunkte des Max-Ernst-Gymnasiums der Stadt Brühl sind:

- die Völkerverständigung durch Förderung der Mehrsprachigkeit, Akzentuierung bestimmter Fächerinhalte und Projekte;

- das Vertrautwerden mit den modernen Medien;

- ein breites Angebot im musischen Bereich (Orchester, Kunst, Theaterspiel);

- leistungsgerechte individuelle Förderung durch verschiedene Maßnahmen zur Harmonisierung der Lerngruppen in der Sek. I (individuelle Laufbahnschwerpunkte, Förderangebote,
Differenzierungsangebote, Arbeitsgemeinschaften)
- differenzierte, durchgehende Bildungsangebote im sprachlichen, mathematisch-naturwissenschaftlichen, gesellschaftswissenschaftlichen und musischen Bereich
- effektives Lernen durch Eigenaktivität, Moderation, Anleitung und kontinuierliche Überprüfung
- das Engagement für Menschen in einer nicht direkt erfahrbaren, fremden Lebenswelt – die Schwerpunktarbeit am Projekt „Casa Alianza“
- die Förderung von Erfahrungen der Lebens- und Berufswelt, v.a. durch Berufsorientierung und -beratung sowie die Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern.

 

Max Ernst im Namen unserer Schule

Seit 1981 trägt das Städtische Gymnasium Brühl den Namen Max-Ernst-Gymnasium.

Was bedeutet das für die Schule?

Max Ernst wurde in Brühl geboren, er hat seine ganze Gymnasialzeit am Städtischen Gymnasium verbracht und hier 1910 die Reifeprüfung abgelegt. Somit ist die Benennung einer Brühler Schule mit seinem Namen zunächst eine Reverenz gegenüber einem der berühmtesten Brühler.

Max Ernst war Maler, Bildhauer, Grafiker und Schriftsteller und gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Surrealismus und Dadaismus. Er war „ein großer Visionär“ (E. Quinn), der die Kunst des 20. Jahrhunderts um neue Dimensionen bereicherte.

Max Ernst lebte in Deutschland, den USA und Frankreich. Er dachte und schrieb in drei Sprachen, er war Kosmopolit. Jeder Nationalismus, der die eigene Nation hervorhebt, indem er auf die anderen Nationen herabsieht, war ihm fremd. Er stand für eine offene Gesellschaft der Freiheit und Toleranz, die kein leichtes Leben verspricht, sondern ein konfliktreiches und unbequemes, aber ermutigende und beglückende Perspektiven auf offene Horizonte eröffnet. Sein „Vagabundieren, seine Unruhe“ (Max Ernst) machte ihn auch unbequem. Satte Zufriedenheit mit dem Erreichten war seine Sache nicht.

Max Ernst war kein enger Spezialist, sondern ein vielseitiger Künstler, der durch lebenslanges Lesen und Studium seinen Horizont ständig erweiterte. „Lernen im Sinne von Max Ernst ist nicht die Aneignung eines gesicherten Besitzes, sondern der immer neue Aufbruch in des Abenteuer des Geistes“ (L. Schewe).

Für ein Gymnasium ist dies eine große Chance deutlich zu machen, dass die Weckung der Kreativität und die Förderung der Gesamtpersönlichkeit ihrer Schülerinnen und Schüler und nicht nur die Ausbildung von deren Intellekt zur Zielsetzung der Schule gehört. Der gesamte musische Bereich – ob Kunst, Musik oder Theater – ist essentieller Bestandteil unseres Verständnisses von gymnasialer Bildung.

Mit dem Namen Max Ernst bekennt sich unsere Schule zu einer konkreten Identität. Sie tritt heraus aus der Anonymität einer sich lediglich „Städtisches Gymnasium“ nennenden Schule. Sie macht sich unterscheidbar gegenüber anderen an Personennamen gebundenen Schulen. Damit übernimmt das Max-Ernst-Gymnasium aber auch eine Verpflichtung, der Name wird Programm: sich mit allen Kräften bei ihren Schülerinnen und Schülern dafür einzusetzen, wie sehr es sich lohnt – gründend auf eine Jahrhunderte alte Tradition und in Auseinandersetzung mit dieser – sich für eine freie und humane Gesellschaft und eine friedliche und gerechte Welt einzusetzen, auch wenn dies eine kritische und bisweilen schmerzhafte Auseinandersetzung mit überkommenen Gewohnheiten und lieb gewordenen Traditionen voraussetzt.

Sinnfälliger Ausdruck dieses Selbstverständnisses unserer Schule ist der „Loplop“ als Figur Max Ernsts im äußeren Erscheinungsbild unseres Gymnasiums. Am Eingang lädt die Signatur Max Ernsts den Besucher ein; vom Dach her kündet Loplop als Wetterfahne. Der lichtdurchflutete Innengarten trägt seinen Namen.

Das wandlungsfähige Vogelwesen ist offen für zahlreiche Deutungen. Immer aber repräsentiert es die Verbindung von Innen und Außen, das Prinzip der Collage, die Wahrnehmung des zusammengesetzten Einen als „Formenwörterbuch“ (W. Spies), in dem alle zu lesen vermögen, die sich um Erkenntnis und Menschenfreundlichkeit bemühen.

Vollständige Fassung

Vollständige Fassung des Schulprogramms in der Fassung 5 vom Juli 2012, beschlossen von der Schulkonferenz am 02.07.2012 [1.227 KB] . (PDF-Dokument)