"In ihm spürte er etwas Verführerisches und auch das unglaublich Exzessive."

(Werner Spies)

 

Ergebnisse und Projekte unserer Projektwoche 2006

Auf den folgenden Seiten (bitte oben über den Reiter 'Max Ernst' und das Ausklappmenü ansteuern) finden Sie einige Informationen, Ergebnisse und Arbeiten der Projektwoche über Max Ernst im Jahr 2006 wieder.

 

 

Max Ernst ist ein deutsch-französischer Maler, Graphiker und Bildhauer, der zu den innovativsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts zählt. Aus Brühl bei Köln stammend, studierte er zuerst Kunstgeschichte in Bonn. 1919 gründete er gemeinsam mit Hans Arp die Kölner Dada-Gruppe und gehörte 1924 zu den ersten Mitgliedern der Surrealistengruppe in Paris, wo er seit 1922 lebte.

 
Als Künstler und Autodidakt wandte sich Ernst bereits frühzeitig der Technik der Collage zu, mit der er Ausschnitte aus Kupferstichillustrationen des 19. Jahrhunderts zu neuen Kontexten kombinierte und verfremdete. Höhepunkt dieser Arbeit war sein surrealistischer Collageroman "La femme". Die während dieser Zeit entstandenen Gemälde, wie "Zwei Kinder werden von einer Nachtigall bedroht" (1924, Museum of Modern Art, New York) oder "Celebes" (1921, Tate Gallery, London), sind stark vom Werk Giorgio de Chiricos beeinflußt. 

Der Wunsch, einen der automatischen Schreibweise (écriture automatique) surrealistischer Autoren entsprechenden Kunststil zu kreieren, führte Ernst 1925 zur Entwicklung einer von ihm selbst als Frottage bezeichneten graphischen Technik, bei der er die Oberflächenstruktur von Objekten wie Blättern oder Holzstücken mit Hilfe eines Bleistifts auf den Zeichenträger durchrieb und sich dadurch zu neuen visionären Bildkonzepten anregen ließ. Auf diese Weise entstanden gewaltige Traumstädte, in denen sich Elemente des Vegetativen und Zivilisatorischen überlappen (Die ganze Stadt, 1936-1937, Kunsthaus Zürich). Darüber hinaus experimentierte Ernst mit der Grattage, bei der ein dicker Farbauftrag wieder von der Leinwand heruntergekratzt wurde, so daß ein Negativbild entstand. Seit Ende der zwanziger Jahre wandte sich Ernst auch der Bildhauerei zu und schuf zahlreiche Plastiken, die stark von der afrikanischen Kunst beeinflusst waren (Capricorne, 1948-1964, Nationalgalerie, Berlin).

1939 kam er als Ausländer in Frankreich in Haft, konnte jedoch 1941 mit seiner dritten Frau Peggy Guggenheim nach New York ausreisen. 1950 kehrte Ernst nach Frankreich zurück, wo er am 1. April 1976 in Paris verstarb.

Das Leben von Max Ernst


Max Ernst (* 2. April 1891 in Brühl; † 1. April 1976 in Paris) war ein deutscher Maler und Bildhauer des Dadaismus und des Surrealismus. Max Ernst war der Sohn des Taubstummenlehrers Philipp Ernst und seiner Frau Luise. Er hatte acht Geschwister. Zum Malen angeleitet wurde Max von seinem Vater.
Nach dem Abitur begann er 1910 an der Universität Bonn ein Studium in den Fächern Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte. Hier lernte er auch den Expressionisten August Macke kennen. Von August 1914 bis November 1918 war Ernst im Ersten Weltkrieg in Frankreich und Polen im Einsatz. 1918 heiratete er Luise Straus. Mit ihr bekam er 1920 den Sohn Hans-Ulrich (1920 - 1984), der später unter dem Namen Jimmy Ernst in den USA als surrealistischer Maler bekannt wurde. 1926 wurde die Ehe geschieden. Ernsts Schöne Gärtnerin (1923) wurde in der diffamierenden Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt, das Bild ist seither verschollen. 1938 zog er sich mit Leonora Carrington nach St. Martin d'Ardèche in ein abgelegenes Bauernhaus zurück, wo trotz widriger Umstände wichtige Werke wie "Ein wenig Ruhe" und "Die faszinierende Zypresse" vollendet wurden.
Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurde er als "verdächtiger Ausländer" in mehreren Lagern interniert, aber nach einigen Wochen entlassen, ab Winter 1939 gerät er mehrfach wieder in Haft. 1941 gelangte mit Unterstützung der einflussreichen Mäzenin Peggy Guggenheim über Spanien und Lissabon in die USA, wo er bedeutenden Einfluss auf die junge Malergeneration ausübte. Hier heiratete er seine vormalige Freundin Guggenheim. Auch diese Ehe währte nicht lange.
1946 heiratete er in Beverly Hills die Künstlerin Dorothea Tanning. Im selben Jahr gewann er den Bel Ami Wettbewerb mit seinem Gemälde "Die Versuchung des heiligen Antonius". 1953 kehrte er nach Europa zurück. Auf der Biennale von Venedig 1954 wurde er mit dem großen Preis für Malerei geehrt.
Das Verhältnis zu seiner Geburtsstadt Brühl war nach mehreren Ereignissen vor dem Hintergrund seiner ersten deutschen Einzelausstellung in der Stadt 1951 lange Zeit getrübt. 1966 lehnte er die Ehrenbürgerschaft ab. Erstmals besuchte er Brühl wieder 1971, um der Einweihung des Max-Ernst-Brunnens vor dem Rathaus beizuwohnen. Im Jahr 1976 wurde Max Ernst mit dem Goslarer Kaiserring ausgezeichnet. Er starb einen Tag vor seinem 85. Geburtstag am 1. April 1976 in Paris. Begraben wurde er nach seiner Einäscherung im Columbarium des Friedhofes Père Lachaise zu Paris.

 

 

 

Im Rahmen der Projekttage 2006 entstanden faszinierende Reliefs aus Gips, die Motive und Arbeitsweise des großen Vorbilds Max Ernst spiegeln sollten.
Entstanden sind aber ganz eigenständige Kunstwerke, die den Betrachter faszinieren und heute einen besonderen Akzent in der Eingangshalle des MEG setzen, wo sie in einer langen Galerie zu bewundern sind.

Fotomontage

der AG mit Ausschnitt aus Druck VII der Serie "Fiat Modes Pereat Ars"

Was ist Kunst?
Im Max-Ernst-Museum im Erdgeschoss des Hauptflügels findet man Werke, Fotos und schriftliche Zeugnisse aus Max Ernsts Jugend und seiner Zeit als junger Künstler. Seine frühen Werke zeigen deutlich, dass er seinen Weg und Stil noch sucht.
Wenn man genau hinschaut, entdeckt man eine Lithographie aus dem Jahr 1919, in der Max Ernst die Frage nach der wahren, der „hl. cunst“ stellt. Der Druck Nummer VII der Serie „Fiat Modes Pereat Ars“ zeigt im wesentlichen folgende Beschriftung: „feine Hunde und Gemeinschaft / finger weg von der hl. cunst“ und die gespiegelte von rechts nach links in großen Druckbuchstaben zu lesende Frage

„ZUR NEUEN KUNST? D D“.

Ernst beantwortet sich die Frage mit der Wahl der dadaistischen Formensprache dieses Werkes offenbar im Sinne der modernen, „neuen Kunst“. Im selben Jahr gründet er mit dem Journalisten Johannes Theodor Baargeld die Kölner DADA-Gruppe und setzt sich intensiv mit der Kunst des italienischen Malers Giorgio de Chirico auseinander.
Was denkt de Chirico über „neue Kunst“?

„Damit ein Kunstwerk wahrhaft unsterblich sei, muss es vollständig aus den Grenzen des Menschlichen heraustreten: Der Durchschnittsverstand und die Logik schaden ihm. Auf diese Weise wird es sich dem Traum und der kindischen Gemütsverfassung nähern. Das tiefe Werk wird der Künstler heraufholen aus den entlegensten Tiefen seines Daseins: Dorthin dringt kein Bachgemurmel mehr, kein Vogelsang, kein Blätterrauschen...“

 

Damit stehen beide im völligen Gegensatz zu der Vorstellung von Kunst, die die Nationalsozialisten propagierten.
Über die Frage der Bewertung moderner Kunst und Malerei war es schon vor dem Ersten Weltkrieg zu Auseinandersetzungen gekommen. Nach dem Krieg ab 1918 verschärften sich diese Diskussionen. Dem Massenpublikum, Bürgern und einfachen Leuten, ist moderne Kunst fremd geworden. Ihre Ausdrucksformen werden als „Krankheit“ beschrieben, die Künstler als „Erreger“ und eine „Therapie“ wird gefordert, eine Erneuerung des Geistes und der Kultur. Schon 1893 hatte Max Nordau in diesem Zusammenhang den Begriff der „Entartung“ geprägt (Max Nordau: Entartung. Berlin 1893.).

Es kommt zum »Kampf um die moderne Kunst« auf Seiten ihrer Verfechter, zum »Kampf um die Kunst« bei ihren Gegnern. So heißt es im „Hamburger Fremdenblatt“ 1913 zu einer Ausstellung von Werken Kandinskys:

„Wenn man vor dem greulichen Farbengesudel und Liniengestammel steht, weiß man zunächst nicht, was man mehr bewundern soll: die überlebensgroße Arroganz, mit der Herr Kandinsky beansprucht, dass man seine Pfuscherei ernst nimmt, die unsympathische Frechheit, mit der die Gesellen vom >Sturm<, die Protektoren dieser Ausstellung, diese verwilderte Malerei als Offenbarung einer neuen und zukunftsreichen Kunst propagieren oder den verwerflichen Sensationshunger des Kunsthändlers, der seine Räume für diesen Farben- und Formenwahnsinn hergibt. Schließlich aber siegte das Bedauern mit der irren, also unverantwortlichen Malerseele, die, wie ein paar frühere Bilder beweisen, vor der Verdüsterung schöne und echte Formen finden konnte; gleichzeitig empfindet man die Genugtuung, dass diese Sorte von Kunst endlich an dem Punkt angelangt ist, wo sie sich glatt als der Ismus offenbart, bei dem sie notwendig landen oder stranden muss, als den Idiotismus.“

Vor allem auch von den (traditionellen) Malern selbst, die um ihren bisherigen Markt angesichts der Erfolge der modernen Kunst fürchteten, wird lauter Protest angemeldet; [...] (Berthold Hinz: Die Malerei im deutschen Faschismus. München, Wien 1974. S.23). Ihre Schriften erleben oft Massenauflagen von mehreren hunderttausend Exemplaren, der Kampf um die Kunst bewegt in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ein breites Massenpublikum.

Es geht also im Bereich der „wahren Kunst“ um ganz handfeste materielle Interessen.

Um konkrete Interessen geht es auch der NSDAP, die 1928 den „Kampfbund für deutsche Kultur“ gründet. Er soll das Image der NSDAP aufbessern, denn insbesondere bildungsbürgerliche Kreise fühlen sich vom radikalen Auftreten der Partei abgestoßen. Getarnt als überparteilich - kulturelle Organisation, verfolgt er das Ziel, den „nationalsozialistischen Gedanken in Kreise zu tragen, die durch Massenversammlungen im Allgemeinen nicht erfasst werden können“. (H. Brenner: Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus. Reinbek 1963. S.21)
Auf diese Weise gelingt es den Nationalsozialisten, große Teile der deutschen Bevölkerung für sich zu gewinnen, die sich von der modernen Kunst „kulturell verlassen“ fühlen. Nicht nur das Vorgehen gegen die „entartete“ Kunst nach 1933 wurde so vorbereitet, auch die politische „nationalsozialistische Revolution“.

Zusammenfassend kann man sagen:
Hieraus lässt sich erkennen, dass nach der »Machtergreifung« nicht einfach eine »neue« Kunst zur Stelle war - wo sollte sie auch herkommen? -, sondern dass es »zweierlei Kunst in Deutschland« längst zuvor gegeben hatte; dass die Moderne zwar die dominierende Kunst, nicht aber die ausschließliche war. Die alten Künstler-Verbände [...] existierten nach wie vor, und die soziale Not ihrer schlicht und kleinbürgerlich malenden Mitglieder war die Bedingung dafür, dass sie sich politisch orientierten, und zwar nach rechts, denn die Linke war ja bereits von den Modernen besetzt, denen die Schuld nicht nur am Elend der Feld-Wald-und-Wiesen-Maler, sondern am Verfall der Kunst schlechthin zugeschoben wurde. So hatte sich ein geographischer, aber ins »Wesen« verlegter Gegensatz zwischen Norden und Süden gebildet, der auf der einen Seite von dem modernen, weltstädtischen »jüdisch-bolschewistisch-entarteten« Berlin und auf der anderen Seite von dem traditionsgebundenen »arteigenen« München geführt wurde. (Nach Hinz, S.34f.)

Ausstellung "Entartete Kunst"

Hitler und Gobbels besuchen den Ausstellungssaal, in dem Max Ernsts Werk "Die schöne Gärtnerin" gezeigt wurde.

 

Dies zeigt sich auch in den beiden großen Ausstellungen von 1937, der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ und „Entartete Kunst“, die bewusst kontrastiv und konfrontativ zum gleichen Zeitpunkt in München ihre Tore öffneten.

 

 

 

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