„Es war sehr interessant, mal mit einem Politiker zu sprechen, der wirklich mitentscheiden kann. Ansonsten spricht man ja im Unterricht nur darüber!“ Christian aus der 9e spricht das aus, was viele der Schülerinnen und Schüler dachten, die am 17.02. bei der Befragung des Landtagsabgeordneten Gregor Golland (CDU) dabei sein konnten. Golland wohnt selbst in Brühl, ist 41 Jahre alt und seit 26 Jahren politisch tätig und vertritt den Wahlkreis seit 2010 im Düsseldorfer Landtag; 2012 wurde er wiedergewählt. Da die aktuelle Flüchtlingskrise Gegenstand im Unterricht von Herrn Matthiesen ist, hatten die Schülerinnen und Schüler der 8b beschlossen, den Politiker in das MEG einzuladen und einige kritische Fragen an ihn zu richten. Als interessierte Gäste waren die Klassen 9d und 9e anwesend.

Zunächst erinnerte Gregor Golland sich daran, wie er selbst im Alter der Schüler war und begann, sich für Politik zu interessieren. „Damals war Deutschland noch durch eine Mauer aufgeteilt, das hat mich gestört. Ich habe begriffen, dass jeder daran mitwirken sollte, dass wir hier gut zusammenleben. Auch jeder von euch hat diese Verantwortung.“ Erkennbar ging es Golland nicht darum, möglichst schmeichelhafte und angenehme Antworten zu geben. Seine Offenheit und Bereitschaft, auch anzuecken und gegen die Mehrheitsmeinung für seinen Standpunkt einzustehen, prägten die Atmosphäre der Veranstaltung. Dadurch war die anfängliche Scheu der Schüler, einem echten, gestandenen Politiker auch mal kritische Fragen zu stellen, schnell verflogen.

Von Bildungspolitik über Sozialpolitik zur inneren Sicherheit: Die Schüler fragten den Abgeordneten zu verschiedensten Themen. Den Schwerpunkt bildete aber die Flüchtlingspolitik. Auch hier überraschte Golland mit einem klaren Standpunkt: Die Menschen flöhen aus ganz unterschiedlichen Gründen. Man müsse hier genau hinschauen und trennen zwischen Kriegsflüchtlingen und Wirtschaftsmigranten. Eines aber gelte für alle: „Unsere Werte stehen nicht zur Disposition. Wir sind eine freie, offene, pluralistische Gesellschaft. Wer das nicht akzeptiert und ablehnt, kann nicht bei uns bleiben.“

Verena aus der 8b konfrontierte den Politiker daraufhin mit einer Aussage des Migrationsforschers Paul Collier zur Politik der Bundesregierung: Collier behauptet, Merkel habe viele Menschen angelockt, indem sie die Grenzen geöffnet habe. Erst dies habe viele Menschen veranlasst zuhause ihr Hab und Gut zu verkaufen und sich auf den gefährlichen Weg nach Deutschland zu machen. Verena wollte nun wissen, wie Golland zu dieser Aussage stehe. Überraschend klar war seine Antwort: „Ich glaube, dass das dazu beigetragen hat. Kommunikation spielt eine große Rolle bei dieser Thematik. Informationen und Bilder werden blitzschnell über Smartphones übertragen, und das hat teils sehr große Auswirkungen.“ Und es gäbe noch weitere Fragen, die ihn beschäftigten: „Warum sind 70 Prozent derjenigen, die zu uns kommen, junge Männer? Sind nicht die Frauen und Kinder eher schutzbedürftig? Und ist es eigentlich fair, wenn wir diesen Ländern die jungen Ärzte, Ingenieure und Fachleute wegnehmen? Die brauchen diese Leute doch vor Ort!“

Auf die Frage, was denn jeder Einzelne tun könne angesichts der aktuellen Probleme, antwortete Golland, dass man sich in zahlreichen wichtigen Flüchtlingsinitiativen engagieren und vor Ort ganz konkret den Menschen helfen könne. Oder man könne sich seine Meinung bilden, sich in der Schule und im Studium oder Beruf anstrengen und dann später im Landtag oder Bundestag Politik mitgestalten. „Man muss zwar eine Menge dafür tun, aber ihr könnt später alle in den Bundestag, wenn Ihr es wollt und hart dafür arbeitet. Ihr seid die Zukunft dieses Landes!“

Auch wenn den Schülerinnen und Schülern klar war, dass viele der Antworten von Herrn Golland nur seine persönliche Meinung widerspiegeln und man es auch anders sehen kann, nahmen sie doch viele Denkanstöße mit. Auf die Frage von Herrn Matthiesen, was besonders interessant gewesen sei, antworteten Elisa und Lea aus der 9e unter Zustimmung der Mitschüler: „Er hat uns Schüler gut mit einbezogen, und es wurde klar, dass nicht jeder Lösungsvorschlag für ein Problem wirklich umsetzbar ist. Außerdem fanden wir es gut, wie er uns Mut gemacht hat, dass wir Vieles erreichen können, wenn wir uns wirklich anstrengen und hart arbeiten.“