Am 02.05.2016 fand der alljährliche EU-Projekttag statt. Zwei Tage danach nutzte die Klasse 9e dies als Chance, um der Bundestagsabgeordneten Helga Kühn-Mengel einige kritische Fragen zum Thema „Die EU in Zeiten der Flüchtlingskrise“ zu stellen. Da dieses Thema bereits in einer Unterrichtsreihe von Herrn Matthiesen besprochen wurde, waren alle sehr gespannt auf die Antworten von Frau Kühn-Mengel.

Nachdem Frau Kühn-Mengel und das Publikum, die Klassen 8b und 9d, durch eine nette Anmoderation begrüßt worden waren, berichtete sie von dem Beginn ihres beruflichen Werdegangs. Sie hatte sich schon in der Schule für Politik interessiert, war Schulsprecherin am St. Ursula Gymnasium in Brühl und „schon immer die, die sich um alles kümmert“. Sie war bereits von 1996 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages und zog 2013 über die Landesliste erneut als Abgeordnete in den Deutschen Bundestag ein.

Die Befragung startete mit der grundlegenden Frage, wie Frau Kühn-Mengel zu der aktuellen Flüchtlingskrise stehe und ob sie glaubt, dass diese viele Probleme für Deutschland mit sich bringe. Grundsätzlich ist sie der Meinung, dass es auf jeden Fall zu schaffen sei, diese Krise zu bewältigen, dass dafür jedoch auch eine europäische Lösung gefunden werden müsse. In Bezug auf dieses Thema wies sie ebenfalls darauf hin, dass in den 1990er Jahren 1,5 Mio. Menschen aus Russland nach Deutschland gekommen seien und diese jetzt größtenteils sehr gut integriert seien und Deutschland unterstützen würden. Zudem bemerkte sie, dass in Deutschland etwa 400.000 Kinder im Jahr geboren werden und 800.000 Menschen sterben. Demnach seien Kinder für die Unterstützung des Staates dringend notwendig. Sie sagte allerdings auch, dass einige Personen sich durch die Flüchtlingspolitik benachteiligt fühlen und nicht wollen, dass Deutschland weitere Flüchtlinge aufnimmt.

Die „Frage-Gruppe“ hatte viele verschiedene Fragen im Repertoire, und so ging es von der Flüchtlingskrise über zu den aktuellen Wahlergebnissen. Frau Kühn-Mengel fand es schockierend, dass die SPD im Verhältnis zu früher überraschend schlecht abgeschnitten habe. Und sie sei sehr erschrocken darüber, dass die AfD einen so großen Zulauf bekommen habe: „In Zukunft wird es eine große Aufgabe sein, darauf aufzupassen und aufmerksam zu sein.“

Auf die kritische Frage „Macht die EU noch Sinn?“ antwortete Frau Kühn-Mengel überraschend überzeugt, dass sie glaubt, dass die EU insgesamt sehr stabil sei. Sie sehe viele Vorteile, so zum Beispiel die gemeinsame Währung oder dass es leicht sei, auch Ausbildungen in anderen Ländern zu machen. Zudem betont sie, dass „es etwas sehr besonderes ist, dass nun schon über 70 Jahre lang Frieden in Europa herrscht“. Allerdings nannte Frau Kühn-Mengel auch einige negative Aspekte. Sie mache sich Sorgen darum, dass Großbritannien eventuell aus der EU austreten wird. Aber auch die Tatsache, dass einige Länder mit rechtspopulistischen Tendenzen im Europarat vertreten seien, sieht sie als Problem. Ihrer Meinung nach sollte die Türkei nicht in die EU aufgenommen werden, da es keine stabile Demokratie gebe und Verfolgungen sowie Unterdrückung von Frauen immer noch eine große Rolle spielen würden.

Nach weiteren interessanten Fragen der „Frage-Gruppe“ und ausführlichen Antworten von Frau Kühn-Mengel endete die Befragung. Insgesamt fanden die Schülerinnen und Schüler diese Art von Unterricht sehr spannend und aufschlussreich, denn „man hat ja nicht immer die Möglichkeit, einmal mit einer Politikerin und Bundestagsabgeordneten einfach so zu sprechen“.