Wir schreiben das Jahr 632 nach Ford. Eine sterile Welt voller schöner, junger, glücklicher Menschen. Kollektivität. Stabilität. Promiskuität. Konsum. Permanente Unterhaltung. Konditionierung. Eine schöne neue Welt, in die das Publikum in der Aula des MEG da entführt wurde. Denn am 09., 10. und 11.06. fand nach 2-jähriger unfreiwilliger Coronapause endlich wieder eine Aufführung der Theater-AG statt.
Als Aldous Huxley 1931 sein Hauptwerk schrieb, waren geklonte Menschen, manipulierte Embryonen und Psychopharmaka noch Zukunftsmusik. Umso beklemmender ist die brennende Aktualität des Buches, und umso interessanter die kreative Interpretation  der Theater-AG. Das Bühnenbild aus weißen Vorhängen und steril-blauem oder pinkfarbenem Licht, die stimmungsvolle Musik und die futuristischen Kostüme ließen eine Welt entstehen, die zwar schön schien, in der aber jede Individualität, jedes kritische Denken und jedes tiefe Empfinden unterdrückt und wegkonditioniert wurden.  Jeder gehört jedem, obwohl niemand niemanden liebt, obwohl Menschen in Reagenzgläsern gezeugt und echte Beziehungen verpönt sind.
In dieser Gesellschaft von nach Glückspillen süchtigen Alphas, Betas, Gammas und Epsilons ist es Bernhard Marx, der spürt, dass etwas fehlt, dass da mehr sein muss. Auf seiner Reise in das Reservat der Wilden begegnet er John, dessen Geschichte ihn in der schönen neuen Welt vom Außenseiter zur Berühmtheit macht. Doch hier trifft die Individualität des Wilden John und seiner gealterten Mutter auf das äußerlich perfekte Kollektiv der schönen neuen Welt. Eine Mischung, die Sprengstoff birgt.
Das mit viel Liebe zum Detail inszenierte Stück begeisterte die Zuschauer und regte gleichzeitig zum Nachdenken an. So viele Bezüge zu der Gesellschaft von heute. So viele tolle Ideen, die aus der wenige Meter großen Bühne ein Setting machten, in dem sich ganz verschiedene Welten betrachten ließen. Und so viele Finessen, die es ermöglichten, einen ganzen Roman in Form eines kernigen Theaterstücks zu erzählen.  Viele Themen des Romans wurden zum Beispiel über schemenhaft erkennbare Gesten durch die weißen Vorhänge angedeutet. Oder das Publikum erfuhr mehr über die Protagonisten und ihre Gefühle, als diese über Videotelefone am Handgelenk miteinander kommunizierten. Aber auch technisch aufwendige Ton- und Filmprojektionen erhöhten das Erzähltempo und ließen Spannung und Abwechslung aufkommen. Nicht zuletzt waren es aber auch dieses Mal wieder die erstaunliche Textsicherheit und die hervorragenden und das Publikum begeisternden schauspielerischen Leistungen der Schülerinnen und Schüler der Theater-AG, die die Aufführungen zu einem echten, unvergesslichen Erlebnis machten.